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Bei der Artillerie

Mein Russisch handelte mir einen Platz in der Artillerie ein, und ich wurde sofort nach Pardess Katz abkommandiert, wo ich weniger als einen Tag blieb. An diesem Tag stellten sie fünf Soldaten zusammen, die im Süden gegen Panzer kämpfen sollten. Am Abend hatte ich Hatzor erreicht, wo meine Batterie stationiert war. Der nächste Morgen bestand aus einem vierstündigen Training an einer 20-mm-Schweizer Kanone, HISPANO SUIZZA, und dann kam ich in die Einheit. Unsere Einheit bestand aus zwei jungen Sabres (in Israel geborene Juden), den Kommandanten Eliezer Shleifer und Shmuel Goldberg, zwei „old boys”, die bereits in der britischen Armee gedient hatten, und zwei Einwanderern, die ein paar Tage vor mir angekommen waren. Im Vergleich zu ihnen konnte ich ganz gut Hebräisch. Man brachte uns zu einem Stützpunkt nahe dem Araberdorf Ibdis, nicht weit vom Kibbuz Negba, der von den Schützengräben aus leicht zu erkennen war. Ein paar Kilometer entfernt lag das verlassene Araberdorf Beit Affa.Ich fügte mich schnell in das Kommando ein. Endlich war ich ein echter Soldat, und nicht bloß einer mit einem Gewehr, sondern in der Artillerie. Jeder, der aus der Sowjetunion kam, verstand die Bedeutung der Artillerie. Fußsoldaten wurden die „Königinnen der Schlacht” genannt, doch Artilleriesoldaten sind die „Kriegsgötter.” Doch dabei ist meist von 100-mm-Kanonen die Rede, nicht vom 20-mm-Geschütz, das mehr wie ein langes, dünnes Rohr aussieht.

Wir lebten während des gesamten Waffenstillstands im Schützengraben. Zwar trainierten wir, doch hauptsächlich standen wir Wache, um uns vor Überraschungsangriffen zu schützen. Einmal pro Woche besuchte uns jemand von unserem Bataillon, dem 1. Panzerabwehrbataillon; wir waren das 421. Panzerabwehr-Artilleriebataillon. Der Kommandoposten des Schützengrabens wurde von den Bataillonen der Giv'ati-Brigade besetzt. Unser 200-mm-Geschütz sorgte für direkte Unterstützung der Fronteinheit.

Von Zeit zu Zeit wurde die Fronteinheit ausgewechselt, doch wir blieben an Ort und Stelle, ganz einfach, weil es keine Ablösung für uns gab. Eliezer Shleifer, der Kommandant des Sonderkommandos, wurde abkommandiert, um neue Artillerierekruten zu trainieren; Shmuel Goldberg wurde bis zu seinem achtzehnten Geburtstag freigestellt, denn er hatte sich mit sechzehn freiwillig zur Armee gemeldet, und man hatte inzwischen beschlossen, alle Jugendlichen wieder in die Schule zu schicken; so hatte ich das Kommando zu übernehmen.


Inhalt



Kommandant eines 20-mm-Panzerabwehrraketen-Kommandos

Als Kommandant der Einheit begann ich sofort mit einem Förderungs- und Trainingsprogramm. Ich bat darum, dass man uns einen Hebräischlehrer in den Schützengraben schickte. Offenbar machte dieser Wunsch starken Eindruck auf meinen Batteriechef, denn am nächsten Tag kam der Lehrer, ein Freiwilliger aus Rehovot bei uns an, ein sehr ergebener, älterer Mann, der uns die hebräische Sprache beibrachte. Eine Woche nach Beginn des Unterrichts bat ich um einen Plattenspieler. Ich hatte nichts Besonderes im Sinn, als ich diese Bitte formulierte; vielleicht erinnerte ich mich an die Zeit, als wir die Platten unserer Vermieterin Matilda gehört hatten. Sie hatte eine Schallplatte mit der Aufnahme von „La Cumparsita” auf der einen und „Jalousie” auf der anderen Seite. Mein Lehrer schien verärgert und enttäuscht ob meiner Bitte, da er dies offenbar als unnötigen Luxus betrachtete. Am nächsten Tag brachte ein Bote des Bataillons den Plattenspieler und eine Schallplatte; ich erinnere mich, dass auf einer Seite das Lied „Yehudim Rachamu Rachemu” (Juden, erbarmet euch) war … Der Lehrer freute sich, dass die neuen Einwanderer, die „Gahalnikim”, dem Lied unter Tränen lauschten, wahrscheinlich weil sie die Schtetl vermissten, aus dem die meisten von uns stammten. Die einzige Platte wurde wieder und wieder gespielt, sowohl auf den Wunsch meiner Einheit als auch anderer Einwanderer des Stützpunktes.

Wir alle lernten die Worte auswendig, wodurch wir ein paar mehr hebräische Wörter lernten. Der Lehrer begann meine eigenartige Bitte zu begreifen.

In meiner Einheit war ein Mann namens Jimmy aus Tel Aviv. Er war schon über dreißig und hatte in Italien im Zweiten Weltkrieg mit der jüdischen Brigade gegen die Deutschen gekämpft. Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg arbeitete er als Bauunternehmer. Er besaß keinerlei Ehrgeiz, zu kommandieren; wahrscheinlich war ihm nie auch nur der Gedanke gekommen. Er erzählte uns gern davon, wie man sich in einer Schlacht verhält, um nicht getötet zu werden. Er nannte sich selbst einen „Überlebenskünstler.” Er war außerdem sehr stolz auf kleine Leute so wie er selbst, die dennoch stark und gesund waren. Zu Anfang meiner Kommandeurtätigkeit kam ein junger, anständiger, gut aussehender und gut gebauter Kerl namens Shlomo Pulka zu uns. Er war auch ein Überlebender des Holocaust und war in Polen geboren. Wir wurden rasch Freunde, und meiner Meinung nach war er ein ausgezeichneter Soldat. Ich bin überzeugt davon, dass er schnell in die höchsten Ränge des Zahal (israelische Streitkräfte) aufgestiegen wäre, wenn er nicht ein paar Monate später in der Sheik-Noran-Schlacht den Tod gefunden hätte. Er hatte eine rasche Auffassungsgabe und übertrumpfte sehr bald seinen Lehrer. Als wir in der Schlacht von Huleikat ein Geschütz eroberten, gab ich ihm die Verantwortung dafür, und er war ein ausgezeichneter Geschützführer.

Auch ein anderer junger Mann, Ze'ev Weingarten, kam zu uns. Im Gegensatz zu Shlomo Pulka suchte er nach jedem nur möglichen Ausweg aus der Armee. Er hatte keine Angst, er wollte nur ganz einfach nie mehr dort sein, wo sein Leben in Gefahr war. Nach seiner Erzählung war seine gesamte Familie im Holocaust umgekommen, und er war der Ansicht, dass ihm als einzigem Überlebenden der Familie jedes Recht zustand, sein eigenes Leben beschützen zu wollen. Als bekannt wurde, dass Shmuel Goldberg aufgrund von Minderjährigkeit freigestellt worden war, beschloss Ze'ev, dass er ebenfalls zu jung zum Dienen war und begann sich um Entlassung zu bemühen.

Sein Alter auf den offiziellen Listen war inkorrekt. Er kämpfte zwei Monate lang, bis man ihn aus der Armee entließ, oder vielleicht wurde er auch an die Heimatfront versetzt. Ich sah ihn nie wieder.

Mein Batteriekommandant, Gholovei, hatte in der Roten Armee gedient. Er arbeitete in der Organisation „Bricha” („Flucht”), die Flüchtlinge ins Land einschleuste. Gemäß seinem Hintergrund wurde er sofort in die Zahal aufgenommen und bekam sofort den Rang eines Oberleutnants. Er benahm sich wie ein General und hatte sogar einen eigenen Fahrer für seinen schönen, starken Fargo-Geländewagen. Einmal in der Woche kam er vorbei und fragte nach unserem Befinden. Das war alles. Er kümmerte sich nicht um militärische Vorgänge; seine einzige Sorge war der Nachschub.

Während einer seiner Besuche bewilligte er mir ein paar Tage Urlaub in Tel Aviv, wo ich zum ersten Mal meinen Bruder wieder traf, der in der „Ha-Malchim”-Gießerei als Eisengießer arbeitete, da er diesen Beruf in Transnistrien erlernt hatte. Ich wartete, bis sein Arbeitstag zu Ende war, dann nahm er mich mit in seine Wohnung in der Gordon-Straße im Stadtteil Montefiori. Ich gab ihm all die Zigaretten, die ich erhalten hatte, und am nächsten Tag brachte er mich in die Allenby-Straße und kaufte mir ein Paar Schuhe mit Kreppsohlen, was ein großer Traum von mir gewesen war. Ich besuchte auch meine Eltern, die ich seit unserer Trennung auf dem Weg von Zypern nach Israel nicht gesehen hatte. Sie lebten im Tcherniavski-Hotel an der Hauptstraße von Herzlia. Vater hatte Arbeit in einer von Bnei Brak gegründeten Mühle gefunden. Genauer gesagt, arbeitete er als Techniker am Bau der Mühle mit, in der Hoffnung, später als Müller übernommen zu werden, sobald diese in Betrieb genommen würde. Einwandererfamilien, die nicht in den Wellblechhäusern oder Zelten des Immigranten-Camps „Ma'abarot” bleiben wollten, mussten sich auf eigene Kappe eine Unterkunft besorgen.

Es kam meinem Vater niemals in den Sinn, das Land um irgendetwas zu bitten, im Gegensatz zur allgemein verbreiteten Art anderer Einwanderer, unter Einsatz aller Art von Druck und Protest Unterkunft, Arbeit und andere Vergünstigungen zu „verlangen.”

Meine Familie war schon mit der bloßen Tatsache glücklich, dass wir den Holocaust überlebt hatten und als freie Bürger in unserem eigenen Staat leben konnten. Ich kehrte wohl gelaunt zu meiner Batterie und meiner Einheit zurück. Ich hatte meine Eltern gesehen, mein Vater verdiente Geld und hatte sein Selbstvertrauen wieder, das ihm vorher mehrmals abhanden gekommen war. Mein Bruder wirkte sehr schwach und ausgepumpt, arbeitete sehr schwer und war nicht froh darüber, keine Uniform zu tragen. Jeder war in der Armee, außer einigen wenigen, deren Arbeit, z. B. in der Rüstung, unverzichtbar für die Kriegsindustrie war, und diese waren immer an ihrem Arbeitsplatz zu finden.

Bei meiner Rückkehr zu meiner Einheit erhielt ich den Befehl, mich mit meinem Geschütz in Vorbereitung einer militärischen Operation, die in ein paar Tagen stattfinden würde, einem anderen Giv'ati-Batallion anzuschließen. Unsere Einheit sollte Huleikat einnehmen, während die übrigen Divisionen den Stützpunkt 113 und die Polizeistation „Iraq Suidan” einnehmen sollten, die später „Metzudat Yoav” genannt wurde. Wir erreichten unser Ziel in derselben Nacht nach einer heftigen Schlacht, die auf beiden Seiten viele Opfer forderte.

Die Schlacht um den Stützpunkt 113 war grausam, denn sie beinhaltete Mann-zu-Mann-Kämpfe mit Bajonetten. Mein Kommando, das das Geschütz ziehen musste, bezog Position, um die Verstärkung abzuschneiden und Gegenangriffe abzuwehren. In der Morgendämmerung entdeckten wir, dass meine Einheit auf einem der Schützengraben von Huleikat stand (heute nennt man die Stelle, eine der ersten, an der in Israel kleine Mengen von Öl gefunden wurde, „Sde Heletz”). In den Gräben fanden wir zwei zurückgelassene Sechs-Pfund-Panzerabwehrkanonen und eine große Menge von Munition, doch beiden Kanonen fehlte der Schlagbolzen.

Nach der Vorschrift mussten bei Gefahr der Gefangennahme die Schlagbolzen entfernt werden, um die Waffen lahm zu legen. Die Ägypter hatten sich dem Drill gemäß verhalten, doch eine Suche im Gelände förderte die Reserveschlagbolzen in den Kisten mit Reparaturwerkzeugen und Ersatzteilen zutage.

Ein paar Stunden später fanden wir auch die Originalbolzen, die einfach herausgezogen und weggeworfen worden waren. Wir fanden auch eine sehr große Menge von panzerbrechenden Granaten. So verdoppelte sich die Panzerabwehr-Artillerie an der Südfront und wurde dem Armeearsenal einverleibt. Damit begann die Ära der echten Panzerabwehr-Artillerie. Was die 20-mm-Geschütze angeht, stritt man sich, ob es sich wirklich um Kanonen handelte oder nur um schwere Geschütze. Ursprünglich setzte man sie als Luftabwehrraketen ein, und das Armeetraining zielte auch auf diesen Einsatz ab. Man nahm die Zielvorrichtung ab und brachte eine Plattform an, durch die man gut geschützt am Boden liegen und das Geschütz wie ein Gewehr einsetzen konnte.

Wir hatten keine Ahnung, wie man die eroberten Sechs-Pfund-Panzerabwehrkanonen wartete und bediente. Nicht einmal Jimmy, der sonst mit seiner Zeit in der britischen Armee angab, wusste das. Dennoch war er uns eine große Hilfe. Er erinnerte sich, dass unser Koch Krauss, der in Hatzor für den Oberstleutnant Gholovei kochte, in der britischen Armee ein Panzerabwehr-Artillerist gewesen war. Wir brachten den Koch her, erhielten das nötige Training, und nach sechs Stunden hatten wir zwei neue Geschützkommandos … Eine war in der Hand von Shlomo Pulka und die andere blieb unter meinem Kommando. Die Mission, an der ich teilnahm, war erfolgreich gewesen, und die Route zum Negev war offen. Die Einnahme der Polizeistation von Iraq Suidan (Metzudat Yoav) war eine erfolgreich abgeschlossene Mission, die uns leider eine Menge von guten Soldaten und Offizieren kostete. Es ist eine Menge über die Einnahme der Polizeistation geschrieben worden, und weil ich selbst nicht an der Schlacht teilgenommen habe, will ich hier nicht darauf eingehen, obwohl ich eine gute Kenntnis der Heldentaten und der Misserfolge in diesem Unterfangen habe. Ein paar Tage nach der Mission erhielt ich den Befehl, nach Hatzor zurückzukehren.

Es wurde mir mitgeteilt, dass wir einen neuen Batteriechef hatten, und damals, als ich unter diesem Oberstleutnant Otto Reines (der später Eitan Ron wurde) diente, war Leutnant Reines ein völlig anderer Typ gewesen. Er war ein guter Mann, rücksichtsvoll und hatte stets großes Interesse an der Ausführung einer Mission.

Ich wurde abkommandiert, um mit meiner Einheit – ohne die Kanone – eine andere Einheit abzulösen, die lange mit der Verteidigung des Negev zugebracht hatte. Diesmal hatte ich kein Artilleriegeschütz mehr, sondern ein Halbkettenfahrzeug mit einem Geschütz darauf, was heute Selbstfahrlafette genannt wird. Dieses war in den Obstgärten von Beit Chanun im Gazastreifen, am Stadtrand von Gaza stationiert. Während des Tages lagen wir in den Obstgärten und nachts machten wir Überfälle auf die feindlichen Stellungen in der Gegend, um unsere Position Zentimeter für Zentimeter zu verbessern, trotz strenger UN-Überwachung des herrschenden Waffenstillstandes.

Diesmal war ich in einer Gegend stationiert, die sich unter vollständiger Kontrolle der Palmach-Brigaden befand. So kam ich doch zur Palmach, aber als Einheitsführer der israelischen Streitkräfte und nicht als Angehöriger der Palmach selbst.

Während der Nachtaktion fuhr das Halbkettenfahrzeug gegen einen Felsen, wodurch sich die Vorderachse verbog und die Räder nicht mehr ineinander greifen konnten. Der Fahrer, ein kleiner, dünner Jemenite, überraschte mich mit seiner Fähigkeit, so ein großes, schweres Fahrzeug fahren zu können. Er erklärte mir, dass eine Weiterfahrt unmöglich war und die Vorderachse ausgewechselt werden musste. Nach einer gründlichen Befragung des Fahrers und Prüfung des Fahrzeugs sah sich der Kompanieführer gezwungen, uns den Abzug aus dem Obstgarten zu genehmigen, damit wir zum Kibbuz Ruchama, dem einzigen Ort im Negev, wo es eine Autowerkstatt gab, fahren konnten.

Es gab keine Straßen, doch obwohl die Route eingenommen worden war, gestaltete sich der Weg sehr schwierig. Es war eine holperige Fahrt, da ein Rad sich nicht drehte und dauernd abrutschte. Um den Reifen zu schonen, beschloss der Fahrer, von der Straße auf die Felder zu wechseln, wo der Boden weicher war. So passierten wir Nir Am und Kibbuz Dorot, bis unser langsames Fahrzeug völlig zum Stillstand kam. Nicht einmal unsere Spezialausrüstung und der leistungsstarke „internationale” Motor ließen sich mehr bewegen.

Schließlich entdeckten wir, dass wir neben der Straße anstatt auf ihr gefahren waren und dabei alle Telefonleitungen, die sich in der Hinterachse verfangen hatten, hinter uns her gezerrt hatten. Wir verloren viele Stunden damit, das chaotische Knäuel zu entwirren. Bein Einbruch der Nacht war unser Vorrat an Treibstoff durch die überhöhte Belastung des Motors aufgebraucht.

Ich beschloss, die Werkstatt mit allen Mitteln zu erreichen, um neuen Treibstoff und ein Abschleppfahrzeug zu besorgen. Viel später, um fast halb neun Uhr abends (wir waren am Morgen losgegangen), passierte uns ein Jeep. Wir hielten ihn mit Waffengewalt an. Der Jeep war voll von Leuten und verschiedenen Waren und Paketen. Es war von äußerster Wichtigkeit, die Werkstatt zu erreichen, und ich glaubte nicht, dass die Leute ihr Versprechen, jemanden zu benachrichtigen, halten würden. Ich legte mich quer über die Motorhaube, und nach einer halben Stunde kamen wir in Ruhama an. Dort fand ich eine neue Welt: Menschen, die fröhlich sangen, aßen und tranken. Trotz aller meiner Bemühungen und Drohungen fand ich nicht einen Menschen, der mir helfen wollte. Sie sagten mir, dass die Person, die ich brauchte, am nächsten Morgen wieder arbeiten würde, und dass jetzt sowieso niemand das Fahrzeug reparieren würde.

Meine Enttäuschung war so riesig und lastete so schwer auf mir, dass ich mir schwor, jede Einheit, die mir unterstand, Tag und Nacht durcharbeiten zu lassen, um denen beizustehen, die sich im Kampfeinsatz befanden. Vor lauter Wut, Müdigkeit und Frustration schlief ich einfach ein und setzte meine Anstrengungen bei Morgenanbruch fort. Kurz vor neun Uhr morgens kam ich mit einem Abschleppfahrzeug, um meine Freunde nach Ruhama zu bringen, die natürlich gedacht hatten, ich hätte mir einen faulen Lenz gemacht.

Wir blieben zwei Tage in Ruhama, während das Fahrzeug repariert wurde. Es waren zwei erfrischende Tage. Ich traf Mädchen, die ich an den Orten, an denen ich stationiert war, niemals getroffen hätte. Es war nett, sie anzusehen, ihr Lachen zu hören, doch vor allem, ihren Duft einzuatmen. Das war das meiste, was wir uns ihnen gegenüber herausnahmen.

Der Kurier der Batterie, der auf dem Motorrad losgefahren war, fand mich und überbrachte mir den Befehl, mit meiner Einheit und dem Geschütz in das Batteriehauptquartier nach Hatzor zurückzukehren. Ich fragte, was aus der Palmach-Kompanie bei Beit Hanun werden würde, und er antwortete wie erwartet – Befehl der Batterie.

In Hatzor informierte mich der Batteriechef, das wir neue Artilleriegeschütze erhalten hätten, und dass man mich ausgewählt hätte, ihre Bedienung zu lernen und anschließend anderen beizubringen. Man brachte mich zum Bataillonsgefechtsstand nach Sarafand, das heute „Tzrifin” genannt wird. Wir öffneten die Kisten, die per Schiff angekommen waren, das, wie wir später erfuhren, auf dem Weg nach Ägypten gewesen war. Das Schiff war sowohl an uns als auch an Ägypten verkauft worden, und es war die Aufgabe unserer Marine, es mit seiner Ladung zu kapern. Diese Geschütze waren noch älter als unsere 20-mm-Geschütze. Sie waren von der italienischen Firma Scotti Isotta Frischini hergestellt worden. Es befand sich nur eine italienische Bedienungsanleitung bei der Ladung. Innerhalb eines Tages gelang es uns – dem Wehrtechniker und mir – die Kanone sowohl zusammenzubauen als auch bedienen zu können; am nächsten Tag zogen wir ins Übungsgelände. Wir stellten fest, dass die Kisten unterschiedliche Munitionsarten enthielten, und dass ein Teil davon für die Kanonen unbrauchbar war. Später stellten wir fest, dass es nicht einmal identische Kanonen waren.

Wir begannen, völlig untrainierte Gruppen zu unterrichten. Ich unterrichtete in jeder Sprache, die ich damals konnte: Hebräisch, Jiddisch, Russisch und sogar Rumänisch. Nach zwei Wochen intensiven Trainings hatte der Bataillonskommandeur von meinen (vor meiner Ankunft in Israel entwickelten) Ausbilderfähigkeiten Wind bekommen; er bat mich daraufhin, Ausbilder zu bleiben. Ich jedoch bat um die Erlaubnis, Chef meiner Kampfeinheit zu bleiben.

Man kam meiner Bitte, an meinen Posten zurück versetzt zu werden, dadurch nach, dass ich in das Nachschublager im Golf von Haifa geschickt wurde, um dabei zu helfen, 20-mm-„Scotti Isotta Frischini”-Geschütze auf Panzerwagen zu montieren.

Ich war schockiert, als ich sah, was sie taten. Sie waren dabei, im Zentrum eines Fahrzeugs, das ohnehin schon einen hoch gelegenen Schwerpunkt hatte, einen Metallpfosten zu befestigen, an dem sie das Geschütz anbringen wollten. Auf meine Frage, warum die Kanone so weit über den Panzerwagen herausragte, erklärte man mir, dass das Fahrzeug in hügeligem Gelände eingesetzt werden sollte, und dass es daher unter Nullniveau zielen können müsste, d. h., im tiefen Winkel. Nach ihrem Entwurf saß die Person, die die Kanone bediente, etwa einen halben Meter über dem Fahrzeug – einem Platz, an dem kein guter Schütze sich sicher fühlen würde. Ich begann ein Streitgespräch mit ihnen, dessen Resultat war, dass der Sitz des Schützen einen halben Meter tiefer gelegt wurde.

Dieses spezielle Panzerfahrzeug wurde später mir zugeteilt, und ich zog mit einer neuen Mannschaft zum Treffpunkt St. Lukas, der später einer der wichtigsten Orte im ganzen Land werden würde, nämlich „die Pforten der Aliya” am Eingang von Haifa.

In der „Oded”-Brigade zog ich in den „Hiram”-Feldzug, um Galiläa zu befreien. Die „Oded”-Brigade griff von der Westfront aus an und die Siebte Brigade von der Ostfront. Die erste Schlacht fand in Tarshicha statt. Ich hatte die Aufgabe, mit der Kanone aus dem Hinterhalt auf Ziele zu schießen, sobald diese mir durchgegeben wurden. Nach der Einnahme von Tarshicha, die fast ohne Gegenwehr erfolgte, stießen wir rasch nach Sassa vor. Auf dem Weg dorthin trafen wir auf die Siebte Brigade, die auf dem Weg zu uns quer über das Schlachtfeld gezogen war. Zusammen mit unserer Einheit fuhr das Bataillon fort, die Nordroute zu räumen. Erst auf der Polizeistation von Sassa leistete man etwas Widerstand. Alle anderen Dörfer wurden kampflos eingenommen, da man sich ergab. Eine weiße Fahne wehte hoch über jedem Haus. Eine respektable Gruppe von Dorfältesten erwartete uns am Eingang jedes Dorfes, das wir einnahmen und unterzeichneten eine Kapitulationserklärung. Wir zwangen einige der Bewohner, vor uns herzugehen und uns entlang der Nordroute verlegte Minen anzuzeigen. Als wir Kibbuz Eilon in Westgaliläa erreichten, wussten wir, dass ganz Galiläa in unserer Hand war.

Die gesamte Brigade machte einen spontanen Siegesmarsch nach Nahariya, wo man uns als die Befreier Galiläas empfing. In den Restaurants beidseitig von Ha Ga'aton Creek bewirtete man uns mit Essen und Trinken. Mein Brigadekommandant gab Order, zum Lager von St. Lukas zurückzukehren, während ich nach Sassa abkommandiert wurde, um bis auf weiteres die Sassa-Safed-Straße zu patrouillieren. Wir tankten, nahmen frische Lebensmittel und ein paar Kartons Armeerationen an Bord und machten uns auf den Weg. Wir patrouillierten und schlachteten dabei ein paar Hühner, um etwas Abwechslung auf den Tisch zu bringen. Unsere Notrationen – Zahnpasta, Seife, und besonders Zigaretten – waren bereits aufgebraucht, und meine Einheit, die erst kurz vor der letzten Offensive zusammengestellt worden war, beklagte sich über diesen Zustand bitterlich.

Ich hatte ebenfalls das Gefühl, dass man uns vergessen hatte, und dass unsere Mission völlig unnötig war. Um unseren Posten nicht ohne Anweisungen zu verlassen, beschloss ich, zur Artilleriebasis nach Jalame zu trampen, um dort neue Anweisungen zu erbitten. In Jalame angekommen, schickte man mich zu einem Offizier namens Dov Shoshani Rosen. Man sagte mir, dass er einer der Männer aus Etzel war, die in die Israelische Armee eingetreten waren, und dass er ein sehr schwieriger Mensch war. Ich betrat sein Büro und bekam eine „Standpauke” in der Lautstärke und mit der Geschwindigkeit eines Maschinengewehrs. Warum hatte ich nicht salutiert? Warum war ich unrasiert? Und eine lange Liste weiterer Fragen, die mir sehr merkwürdig vorkamen!

Als er hörte, dass ich meine Einheit verlassen hatte, um nach Jalame zu gehen, warf er mir vor, desertiert zu sein und meine Truppe auf dem Schlachtfeld allein gelassen zu haben. Er war rothaarig, und die Schreierei machte ihn puterrot. Zu seiner Überraschung widersprach ich ihm nicht weiter. Ich verließ den Raum und ging zu einem hochrangigen Offizier, von dem ich viel gehört hatte. Man hatte mir erzählt, dass er ein Oberst in der Artillerie der Roten Armee gewesen sei. Sein Name war Gorodetski, ich glaube, zu der Zeit war er Major. Er hörte mir ruhig zu. Ich merkte, dass er über das Gehörte nicht besonders glücklich war. Er versprach, meiner Beschwerde über Dov Rosen Shoshani nachzugehen, und dass, falls ich die Wahrheit gesagt hatte, so etwas nicht wieder vorkommen würde. Er teilte mir Nachschub für meine Einheit zu und befahl mir, meine Einheit nach Jalame zurückzubringen. Damit ich die Sachen nicht selber tragen musste, gab er den Befehl, mich in seinem Wagen dorthin zu bringen und veranlasste außerdem, dass man meinen Soldaten den Wehrsold von zwei Lira zahlen sollte, der seit drei Monaten ausstand. Ich sah Dov Rosen Shoshani, den Offizier, der so besessen von Sauberkeit und Ordnung war, nie wieder, nicht einmal in meinen Jahren als Offizier der Reserve; er war wie vom Erdboden verschwunden.

Als ich mit dem Panzerwagen und meiner Einheit nach Jalame zurückkam, erwartete mich der Befehl, nach Sarafand zurückzukehren. Dort teilte man mir mit, dass ich auf einen zweiwöchigen Wehrtechnikkurs geschickt werden würde. Ich war sehr zufrieden, denn ich wollte gern wissen, wie all die Systeme funktionierten. Ich wusste, dass ich kein Wehrtechniker werden, sondern nur meine Kenntnisse vertiefen würde, um die Artillerie zu unterstützen, und dass ich danach meine Leute noch umfassender würde unterrichten können. Seit ich mich erinnern kann, liebte ich es, anderen technische Zusammenhänge zu erklären. Mehr als einmal hatte ich Erklärungen erfunden, die fast, aber nicht ganz korrekt waren, aber man hatte mich dabei noch nie der Unlogik bezichtigt. Der Kurs fand in Sheik-Muniss statt (wo heute die Universität von Tel-Aviv steht) und beinhaltete kurze Besuche in Kiryat Matalon.

Ich genoss den Kurs sehr, besonders, da ich nun wieder die Schulbank drücken durfte und nicht mehr mitten im Krieg war. Ich kehrte zu meinem Bataillon zurück, und es wurde mir sofort eine Einheit mit einer 20-mm-„Scotti Isotta Frischini” zugeteilt, was nicht besonders überraschend war. Diesmal jedoch war sie nicht auf ein für den Einsatz auf hügeligem Gelände umgebautes Panzerfahrzeug aufmontiert, sondern auf einem niedrigen Halblaster ((? half truck, low profiled)), wodurch die gesamte Mannschaft besser geschützt war.

Da wir Teil einer Panzereinheit waren, gab man uns ein RT19-Feldfunkgerät, wodurch ich mit den Einheiten der Feldartillerie und mit der Unterstützungseinheit der Infanterie in Verbindung bleiben konnte.

Diesmal bestand meine Einheit aus etwas erfahreneren Männern. Ich trainierte sie ein paar Tage lang und versuchte, ihnen mein Wissen in wenigen Übungstagen nahe zu bringen. Inzwischen lernte ich in dem Wehrtechnikkurs, oder genauer, „Geschütztechnikerkurs” auch andere Geschütze zu bedienen.

Zu meiner Einheit gesellten sich bald auch ein Kommunikationstechniker (heute Dr. Ze'ev Katz, Sovietologe) und ein Militärfotograf/Reporter und Fahrer mit Namen Yoske Pollack (inzwischen Inhaber des Kartenverkaufs „Rococo” im Dizengoff-Center, nachdem er der Seefahrt müde geworden war). Auch ein „Aspirant” (stellvertretender Offizier in Ausbildung ((acting officer in training))) namens Boris Diamant, der behauptete, Offizier in der Roten Armee gewesen zu sein, kam zu uns. Er war uns zugeteilt worden für den Fall, dass „schwierigere Entscheidungen gefällt werden mussten.” Wir wurden nach Süden in eine Gegend abkommandiert, die ich bereits kannte und in der ich mich sicherer fühlte als in Galiläa, weil die Dinge dort vorhersehbarer schienen. In bergigem Gelände konnte man leicht überrascht werden, ohne sich rechtzeitig wehren zu können. Meine Kenntnis des Terrains und dessen Offenheit gaben mir das nötige Selbstvertrauen, das für korrektes Handeln so wichtig ist.

Ich stand unter dem Befehl von Colonel Chaim Bar-Lev, der das Neunte Batallion der „Negev-Brigade” der Palmach befehligte. Nach einem Tag in der abgeschnittenen Siedlung Beit Eshel bei Be'er Sheva nahmen wir an einer festlichen Veranstaltung in Halutza Teil. Hier sahen wir zum ersten Mal das Chizbatron (Soldaten-Theatergruppe). Mit meinen eigenen Augen sah ich Yigal Allon, den Führer der Palmach und Kommandant der Südfront. Ein paar Stunden später bildeten wir die letzte Aufstellung der Operation „Chorev” (Winter). Meine erste Feindbegegnung fand in den Schützengräben von At-Mila statt. Dieser Posten hatte der „Französischen Kompanie” (Freiwillige aus Frankreich, die für Israel kämpften) viele Opfer gekostet, die eine Nacht zuvor vergeblich versucht hatten, den Stützpunkt einzunehmen, der von den Ägypten verbissen verteidigt wurde. Mein gepanzertes Halbkettenfahrzeug sollte zusammen mit ein paar Panzern des Neunten Batallions zuerst aus einer ((? semi-prone)) Position angreifen und anschließend eine konzentrierte Attacke auf den Stützpunkt starten. Wir nahmen den Stützpunkt ein, wobei mein Fahrzeug den Überfall anführte.

Ich wollte unbedingt eine Waffe finden, daher rannte ich herum und zerrte die Toten hin und her, um einen Offizier zu finden, dessen Revolver ich konfiszieren konnte. Ich fand keine Pistole, doch einen schönen Wintermantel, den ich an mich nahm. Als Chaim Bar-Lev mich mit meiner „befreiten” Kriegstrophäe entdeckte, konfiszierte er diese und gab mir einen Rüffel.

Etwas später beobachteten wir, wie sich uns ein Konvoi von Panzerfahrzeugen näherte. Wir eröffneten das Feuer, noch bevor sie in Schussweite kamen und ließen sie noch näher herankommen, bis sie unter starken Beschuss, besonders von meinem Geschütz, gerieten. Die ägyptischen Soldaten verließen ihre Panzer, die wir unmittelbar, nachdem wir das Symbol des Südkommandos an ihnen angebracht hatten, unserem Bataillon einverleibten.

Nach dieser Schlacht gingen wir zur Erholung und Kräftigung nach Süden in ein provisorisches Lager. Die Panzerkompanie, zu der ich gehörte, bekam den Befehl, noch weiter nach Süden vorzustoßen und die auf dem Rückzug befindliche ägyptische Armee zurückzuschlagen.

Mein Fahrzeug hatte einen Schaden und konnte nicht rechtzeitig repariert werden, um zur Kompanie zu stoßen. Man befahl mir, zurückzubleiben und die enge Passage bei Misrafa, nicht weit von Hirbet El Subeita, zu verteidigen. Ich hatte das Gefühl, meinen Bataillonskommandanten enttäuscht zu haben. Daher nahm ich die Aufgabe, die Straße zu überwachen, sehr ernst. Ich teilte Befehle an meine Soldaten aus. Ich verteilte Beobachtungsposten über das gesamte das Gebiet. Ein Kameramann/Reporter, der zur Mannschaft unseres Halbkettenfahrzeugs gehörte, war immer dabei. Er hatte Adleraugen und entdeckte ein Fahrzeug, das sich uns aus der Richtung von „Bir Asludge” näherte. Er sagte, das Fahrzeug sei ein Jeep, und ich gab Order, nicht zu schießen, da ich ihn unbeschädigt einnehmen wollte. Ich zielte mit meiner Waffe auf einen Punkt vor dem Jeep, wo er anhalten sollte, um nicht beschossen zu werden.

Der Jeep hielt mit kreischenden Reifen und es entstieg ihm niemand anderer als der uns bereits bekannte Chaim Bar-Lev. Er beschuldigte mich, das Feuer auf einer Straße eröffnet zu haben, die sich bereits unter unserer Kontrolle befand. Ich bedauerte es, dass dies kein ägyptisches Fahrzeug gewesen war, das mir zu größerer Bewegungsfreiheit verholfen und mich davor bewahrt hätte, ein Gebiet zu bewachen, anstatt an den Kriegshandlungen selbst teilzunehmen. Er fragte mich auch, warum ich nicht bei meiner Kompanie sei; nachdem er sich meine Erklärung angehört hatte, versprach er, einen Vergaser herzuschicken, sofern einer zu finden wäre.

Nach dem aufregenden Zwischenfall mit dem Jeep machte ich mich daran, das Geschütz zu reinigen. Die Worte Bar-Levs beruhigten uns und nahmen den Druck von der Aufgabe, die Straße zu bewachen. Die Männer unserer Einheit begannen, sich um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Einige waren sogar ein paar Freunde oder den Chizbatron besuchen gegangen, welche ebenfalls auf die Lösung eines bestimmten Problems warteten. Ich selbst reinigte gerade die Einzelteile des Geschützes, als uns der Aspirant Boris davon in Kenntnis setzte, dass sich ein Konvoi näherte. Meine Soldaten wollten ihm schon entgegen rennen, um Nachrichten von zu Hause zu hören, da sie annahmen, es sei ein Nachschubkonvoi. Ich jedoch wurde misstrauisch, da alle Fahrzeuge von derselben Art waren, dieselbe Farbe trugen und sich in allzu perfekter Formation bewegten. Das war nicht unsere Armee! Ich pfiff die Gruppe zurück und stellte sie in Kampfformation auf. In fliegender Hast versuchte ich, mein Geschütz wieder zusammen zu bauen, aber ohne Erfolg. Ich ließ die Kanone Kanone sein und griff mir ein Bren-Gewehr, dass ich am Tag zuvor erbeutet hatte, und begann auf den Konvoi zu schießen. Das erste Fahrzeug entkam. Es war ein Kommandofahrzeug, aber der Rest des Konvois hielt an. Die ägyptischen Soldaten verließen ihre Fahrzeuge und begannen, in alle Windrichtungen um ihr Leben zu rennen. Wir erwiderten ihr Feuer, und die Überlebenden retteten sich nach Jordanien oder krochen bei den Beduinen des Negev unter. Die Fahrzeuge blieben auf der Straße zurück.

Dies war der letzte von der Nachschubstation in Bir Asludge zurückkehrende feindliche Konvoi, der der Gefangennahme entronnen war. Alle weiteren Fahrzeuge, die später die Straße benutzten, waren wirklich unsere eigenen.

Die Ägypter in dem Konvoi hatten nicht einmal Zeit gehabt, auf uns zu schießen. Trotzdem hatten sie uns eine Lektion erteilt. Später, als das kurze Scharmützel vorüber war, erfuhr ich, dass unsere Kameraden an der Spitze des Berges, der Misrafe überschaute, uns hatten beistehen wollten, doch die Straße war außerhalb ihres Blickwinkels, sodass wir selbst uns stattdessen in ihrer Schusslinie befanden.

Eines unserer Fahrzeuge kam, um den Chizbatron zu ihrer Einheit zu bringen. Der Fahrer teilte uns mit, dass einer unserer Halbkettenfahrzeuge bei Uja El Chafir von einer Panzermine beschädigt worden, doch der Motor intakt geblieben war. Wir beschlossen, unseren Vergaser auszubauen und den Treibstoff durch einen Gummischlauch direkt aus dem Kanister in den Motor laufen zu lassen. Einer der Männer saß auf der Motorhaube und hielt den Kanister und ersetzte dadurch sozusagen den Vergaser. Auf diese Weise erreichten wir sicher unser Ziel und fanden das beschädigte Fahrzeug.

Man half uns, den Vergaser zu „verpflanzen”, und so waren wir wieder einsatzbereit. Ich stieß wieder zur Panzereinheit und nahm an einer Chanukkafeier in einem Wadi unweit einer gewissen Brücke auf dem Weg nach El Arish teil. Wir hatten unsere Mission durch die Einnahme von Gaza zu Ende bringen sollen. Durch den starken politischen Druck seitens des US State Department, das auch vor Drohungen nicht zurückschreckte, befahl Ben-Gurion jedoch allen Truppen, nach Norden zurückzukehren. Wir hörten Gerüchte von dem Streit zwischen Yigal Allon und David Ben-Gurion, der Kommandant der Südfront war.

Wir kehrten in die Gegend von Misrafa zurück. Am 3. Januar 1949 erhielt ich den Befehl, mit meinem Geschütz zum Vierten Regiment der Palmach, dem „Durchbruch”-Bataillon, das sich unter dem Kommando von Dado (David El'azar) befand, zu stoßen. Ich traf auf der Straße nach Rafiah auf das Regiment, das bereits kampfbereit war.

Wir kamen mitten in einem leichten Mörserscharmützel an, das ernst genug war, um den Vormarsch unserer Truppen aufzuhalten. Man gab mir die Aufgabe, bevor man mir noch meinen Platz im Bataillon zugewiesen hatte, die Position des feindlichen Feuers zu erkunden und zu zerstören. Man wählte mich für die Aufgabe aus, da ich der Artillerie angehörte, mobil war und über ein Feldfunkgerät verfügte, über das ich unsere Artillerie verständigen und das Feuer auf die feindliche Position lenken konnte. Niemand fragte mich, ob ich Teil des Kommunikationssystems unseres Regiments war oder über die Kenntnisse verfügte, unser Artilleriefeuer, das man in der Gegend vermutete, überhaupt zu lenken.


Inhalt



Verwundet in der Schlacht

Ich ging fast ohne Widerrede, obwohl ich ein paar vernünftige Fragen stellte, z. B., wo unsere Front verlief und wie weit ich maximal zielen durfte, usw…

Ich bedeutete dem Fahrer, loszufahren, und bat Ze'ev Katz, unserem Kommunikationstechniker, Kontakt mit dem Bataillonskommandanten oder einem anderen Artilleristen aufzunehmen.

Da die von den Briten gebaute Straße durch Sanddünen verlief, war sie gepflastert. Durch die Wellenstruktur der Dünen war die Straßenoberfläche ebenso wellig, d. h., sie führte durch Berge und Täler. Es war schwierig, etwas zu erkennen. Nach einigen Kilometern, während dessen zwei Minensucher die Minen aus unserer Fahrspur entfernten, hielt ich an einer Straßenerhebung an, von der aus ich einen guten Ausblick zu haben hoffte. Ich stand auf dem Dach unseres Fahrzeugs, wodurch ich etwas besser sehen konnte, und durch ein Fernglas entdeckte ich die Herkunft des tödlichen Feuers auf unsere Stellungen. Ich habe den Eindruck, dass ich genau das entdeckte, wonach ich gesucht hatte, nämlich ((?)) den feindlichen Artillerieaufklärer. ((oder: ich, der feindliche…))

Während ich mit dem Kommandoposten der Artillerie Kontakt aufnahm, um die Feindposition durchzugeben, belegten uns ein paar tief fliegende britische „Spitfire”-Kampfflugzeuge mit sehr genau gezieltem Maschinengewehrfeuer. Das erste Flugzeug verwundete Yoske, den Fahrer, mit einer 20-mm-Kugel, und Ze'ev Katz bekam einen Splitter ab. Das zweite Flugzeug folgte auf dem Fuße und traf mich, sodass ich vom Fahrzeug auf die Straße stürzte. Auch der Rest der Flugzeuge beschoss uns. Ich verlor viel Blut aus meiner Kopfwunde, und bald war ich blutbeschmiert. Ich fühlte keinen besonderen Schmerz, aber ich hatte Angst; ich, der ich das Ghetto überlebt hatte, um mein Heimatland zu verteidigen, war schon erledigt, bevor ich noch meinen ordentlichen Teil dazu beigetragen hatte.

Ich erfuhr bald, was mit meiner Mannschaft geschehen war. Der Schütze, der am Straßenrand in Deckung gegangen war, kam gelaufen, um erste Hilfe zu leisten. Innerhalb von ein paar Minuten kam ein Jeep aus dem Bataillonshauptquartier, um mich zu evakuieren, denn wie es schien, hatte ich die gefährlichste Wunde abbekommen.

Sie bemerkten nicht, dass Yoske, der Fahrer, bewusstlos drinnen auf dem Fahrersitz lag. Ich wurde in aller Eile ins Bataillonshauptquartier gebracht, wo man mich in ein Sanitätsfahrzeug verfrachtete, ohne mich vorher zu untersuchen.

Innerhalb von wenigen Minuten füllte sich das Sanitätsfahrzeug mit vier weiteren Verwundeten, einige davon sehr schwer. Der Wagen setzte sich in Bewegung, doch nach ein paar Minuten hielt er wieder an, da er von aus Richtung Ägypten kommenden Flugzeugen angegriffen wurde. Sowohl der Fahrer als auch der Beifahrer waren anscheinend im Straßengraben in Deckung gegangen, während wir Verwundeten außerstande waren, uns in Sicherheit zu bringen. Nachdem der Luftangriff vorüber war, kehrten sie in das Fahrzeug zurück. Wir fuhren sehr schnell in das Evakuierungszentrum in Uja El Hafir, wo mich mein Artillerie- Bataillonsoffizier Rafi Kushneer später entdeckte. Rafi fand, dass mein Zustand sehr ernst war.

Da ich sehr schlecht aussah, beschloss das Sanitätsteam, mich nach Be'er Sheva zu evakuieren – in einem Bus, der auf langen Strecken als Ambulanzwagen diente. Wir hatten immer noch keine Behandlung erhalten, nicht einmal erste Hilfe. Ich riss mir mein dreckiges Unterhemd vom Leib und bandagierte mir damit den Kopf. Der Schmerz saß in meinem rechten Bein, in das ein Schrapnell eingedrungen war – kein sehr großes, aber es saß fest und war mit getrocknetem Blut verkrustet. Das „Feldkrankenhaus” von Be'er Sheva diagnostizierte und klassifizierte unsere Verwundungen. Dort traf ich eine Krankenschwester, die ich aus Zypern kannte; sie war die Freundin eines der bulgarischen Volleyballspieler. Sie beruhigte mich, machte mir einen richtigen Verband anstelle des Unterhemdes und erklärte mir, dass man mich aufgrund meiner Verwundung nach Tel-Aviv fliegen würde. Ich vergaß vor lauter Aufregung darüber beinahe meine Wunden und den sich intensivierenden Schmerz. Dies würde mein erster Flug sein. Das Flugzeug war ein Dragon Rapid, eine kleine sechssitzige Passagiermaschine.

In Tel-Aviv wurden wir in einen Krankentransport für Schwerverwundete überführt und in das Tel Litvinski-(heute Tel Hashomer)-Krankenhaus gebracht. Dort zog man mir meine verdreckte, blutverschmierte Kleidung aus; man wusch mir den Kopf und stellte fest, dass die Wunde nicht durch einen Fremdkörper verursacht wurde, sondern dass ich sie mir durch den Sturz von meinem Fahrzeug auf die Straße zugezogen hatte, als ich das Schrapnell abbekam. Während des Sturzes hatte ich mich entweder am Fahrzeug selbst oder auf der Straße verletzt. Die Beinwunde war viel ernster, aber vermittels einer Zange war auch dieses Problem bald beseitigt. Der Doktor, der mich behandelte, machte mir die Hölle heiß, denn jemand mit einer so leichten Verwundung hätte nicht den schwerer Verwundeten den Platz im Flugzeug wegnehmen dürfen. Er weigerte sich, meine Entgegnung, dass ich mich schließlich nicht selbst evakuiert hätte, auch nur anzuhören, er gab Anweisung, mich für zwei Tage dort zu behalten und verordnete mir für danach eine Woche Ruhe.

Nach einem Tag auf der Rekonvaleszenzstation, die gleich neben dem Krankenhaus lag, bat ich um Erlaubnis, nach Hause entlassen zu werden. Ich bekam die Erlaubnis, und erhielt den notwendigen Urlaubspaß. Ich kam leicht hinkend zu Hause an. Meine Kopfwunde schloss sich schnell und hinterließ nur eine kleine Narbe. Meine Beinwunde war tiefer, denn auch der Knochen war leicht betroffen. Ich fühlte mich jeden Tag besser. In dem kleinen, engen Hotelzimmer meiner Eltern war immer Platz für die Kinder; wir hatten eigentlich immer genug Platz, denn wenn wir bei ihnen sein wollten, gab es nie ein Problem.


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Meine erste Romanze in Israel

Es lebten auch ein paar andere Einwandererfamilien in dem Hotel; im Raum neben uns lebte eine Familie mit einer sechzehnjährigen Tochter namens Ida. Meine Mutter mochte sie sehr, und hatte ihr anscheinend Wundergeschichten von mir erzählt.

Das Mädchen kam mich zweimal am Tag besuchen, und wir wurden echte Freunde. Sie war nicht besonders schön, aber auch nicht hässlich. Sie war sehr lebendig und redete gern, doch noch lieber hörte sie zu. Ich erzählte ihr von dem Krieg, von unseren Siegen und Schrecken. Sie rückte immer näher an mich heran, und eines Abends lud sie mich auf ihr Zimmer ein, wo ich feststellte, dass wir allein waren. Wir wahrten eine schickliche „Distanz”, doch unsere Körper zitterten, als wir versehentlich miteinander in Berührung kamen, und fassten genug Mut, um uns zu küssen. Wir wiederholten dies bei jeder sich bietenden Gelegenheit. In Herzlia gab es einen Fotografen, einen Freund meiner Mutter, und Ida überredete mich, mich fotografieren zu lassen, damit sie wenigstens ein Bild von mir hatte.


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Auf der Totenliste, aber lebendig

Ich kehrte für eine Kontrolluntersuchung in die Rekonvaleszenzstation zurück. Man erklärte mich für gesund und gab mir den Befehl, zu meinem Bataillon nach Sarafand zurückzukehren. Dort angekommen traf ich auf den Oberfeldwebel des Bataillons, Stern, den ich schon seit meiner Zeit als Ausbilder kannte. Er erkannte mich, aber reagierte nicht. Nach ein paar Schritten drehte er sich auf dem Absatz um und fragte, ob ich es denn wirklich wäre, und sagte, „Hallo Fichman.” Als ich dies bejahte, nahm er meinen Arm und zog mich in das Büro des Bataillonskommandanten, Daniel Kimche, und des stellvertretenden Kommandanten Yehuda Fundiler. Ich versuchte, zu erklären, dass ich über einen Urlaubspass verfügte und nicht AWOL war, denn er schrie andauernd, „Wo waren Sie?” Der Kommandant rettete mich vor dem Oberfeldwebel. Letzterer hatte einen Bericht erhalten, demzufolge ich als schwer verwundet evakuiert worden war. Nachforschungen ergaben, dass ich ins Hospital nach Tel Litvinski geflogen worden war, und als man jemanden schickte, um nach mir zu sehen, antwortete man ihm: „der ist nicht mehr hier.” (Womit man zu verstehen glaubte, dass ich tot sei.) Nachdem einmal der Fehler festgestellt war, fragte man mich mit demselben Bierenst, was ich denn tun wollte, nachdem ich wieder völlig hergestellt war. Ich antwortete, dass ich gerne Radartechniker werden würde.

Sie wussten eigentlich nicht, wovon ich redete, denn ich hatte selbst gerade erst herausgefunden, dass es so etwas überhaupt gab. In meiner Ausbilderzeit hatte ich Tel Nof besucht, wo ich andere Ausbilder von Luftabwehreinheiten traf, die ebenfalls 20-mm-Geschütze verwendeten. Mein Ausbilder dort war Abby Mackless, die später Juristin und Vorsitzende des Stadtrats von Savyon wurde. ((oder er??)) In Tel-Nof traf ich auch eine Verwandte von uns, Rachel Shechter. Sie war vor Israels Unabhängigkeitserklärung in den Vereinigten Staaten gewesen und hatte unter dem Einfluss der Hagana Radartechnikerin gelernt. Sie erzählte mir von sich und von diesem Wunder der Technologie, einem Gerät, das Flugzeuge aufspüren und diese über eine Distanz von Dutzenden von Kilometern verfolgen konnte, und das alles durch Radiowellen.Nachdem ich meine Bitte formuliert hatte, vergaß ich die Sache sehr bald. Ich blieb eine Weile im Hauptquartier und beschäftigte mich mit dem Sammeln und Lagern von Panzerabwehrmunition, die wir dem Feind abgenommen hatten oder die auf dem Feld liegen geblieben waren.

Wir führten genau Buch über die Kisten, damit wir im Bedarfsfall schnell Zugriff darauf hatten und stets wussten, was sich im Lager befand.

Das war die größte organisatorische Aufgabe, die ich dahin gehabt hatte, und beinhaltete auch die größte Anzahl von Leuten unter meinem Befehl. In Wirklichkeit war ich der Stellvertreter eines ranghöheren und sehr erfahrenen Feldwebels, der anscheinend schnell begriffen hatte, dass er es hier mit einem Soldaten voller Energie und Initiative zu tun hatte, und mir sehr bald freie Hand ließ, so lange ich ihn stets informiert hielt und bei Bedarf zu Rate zog.

Als mein Job mit der Munition beendet war, gab man mir einen Befehlsposten. Diesmal wurde mir das Kommando über zwei sechs-Pfund-Geschütze überantwortet. Trotz all des Geredes darüber, dass der Krieg vorbei war, erhielt ich den Befehl, mit der Kompanie zu einem Feldlager der Artillerie bei Kfar Yona in der Gegend von Beit Lid zu Stellung zu gehen. Sobald wir im Lager ankamen, befahl man mir, gegenüber dem Dorf Tulkarm Stellung zu beziehen. Wir bezogen unsere Positionen, platzierten die Artillerie und waren bald kampfbereit. Das Ziel dieser letzten geplanten Operation des Unabhängigkeitskrieges war, die Grenze zu sichern und den Engpass in der schmalen Region von Netanya zu verbreitern.

Aufgrund des internationalen Druckes oder vielleicht auch aus anderen Gründen wurde der Befehl zurückgezogen, und wir kehrten ins Lager der Artillerie zurück. Nach der „Uvda”-Kampagne und der Einnahme von Eilat endete der Krieg, und man sprach davon, dass wir aus der Armee entlassen werden würden.

(BU S. 142)
Meine Mannschaft und ich besuchen den Kibbuz Hatzor

(BU S. 143)
Der Angriff auf Misrafa während des „Horev”-Feldzugs.
Dieses Foto war Teil der „Carmel-Wochenschau.”


Inhalt



Der Radartechnikerkurs

Ein paar Tage nach dem Abbrechen der Kampagne wurde ich in das Batteriebüro gerufen. Der Sekretär überreichte mir ein offizielles Schreiben, in dem ich gebeten wurde, mich unverzüglich bei einer Einheit der Luftwaffe zu melden, um an einem Führungskurs für Sonderkommandos ((detachment commanders course)) teilzunehmen.

Das widerstrebte mir instinktiv und ich fragte, warum man der Meinung war, dass ich jetzt nach Kriegsende, nachdem ich bereits 9 Monate lang Befehlshaber eines Sonderkommandos war, das zeitweilig sogar in Kampfhandlungen verwickelt gewesen war, einen Führungskurs brauchte. Der Sekretär wusste darauf keine Antwort, er wich lediglich aus auf die wohlbekannte Armeeformel „so lauten die Befehle, und Sie müssen sie befolgen.”

Ich wählte einen meiner besten Soldaten aus, ernannte ihn zum Befehlshaber der Einheit, packte meine Sachen und begab mich zu der Luftwaffeneinheit. Irgendetwas stimmte da nicht. Warum in der Luftwaffe, und warum wurde ich so plötzlich meines Postens enthoben? Ich hatte kein schlechtes Gewissen, und ich fand nicht, dass ich als Kommandoführer weitergehendes Training brauchte. Die einzige Erklärung, die mir in den Sinn kam, war, dass ich ein Neueinwanderer war, der zu schnell zu hoch aufgestiegen war. Dieses Gefühl, nicht ganz dazuzugehören, ein Neuling in den Kommandorängen zu sein, war mir nicht neu, aber ich hatte nie weiter darüber nachgedacht. Dies war das erste Mal.

Der Servicewagen der Batterie brachte mich an den neuen Zielort in Sarafand, eine der größten, ehemals britischen, Militärbasen: die 505. Luftwaffengeschwader.

Hier erfuhr ich, dass der Beamte meiner Batterie das hebräische Akronym (MAKAM) für Radar missverstanden hatte – er dachte, es war MAKIM, das Akronym für Kommandoführer. Das war des Rätsels Lösung, und ich war glücklich, denn ich hatte ja eigentlich darum gebeten, einen Beruf zu erlernen, der auch nach dem Krieg nützlich sein würde. Ich übergab dem Sekretär der Schwadron meine Papiere, und er gab mir eine rote Karte. Ich wurde jedoch wieder misstrauisch, als ich sah, dass alle anderen eine blaue Karte erhielten.

Als ich mich daraufhin beklagte, dass man mich als den einzigen Neueinwanderer der Kandidaten wieder einmal diskriminierte, erklärte der Sekretär, dass ich der einzige Feldwebel sei, die anderen jedoch nur Gefreite. Dieser Dienstgrad war eine echte und freudige Überraschung. Ich wusste, dass ich Kommandoführer war, aber niemand hatte mir gesagt, dass ich befördert worden war. Der Sekretär gab mir auch eine tüchtige Summe Geldes, da man mir die fällige Gehaltserhöhung für all die Monate erstattete, in denen ich nur den Sold eines Gefreiten erhalten hatte. Ich war sehr froh, dass die Diskriminierung nur in meiner Vorstellung stattgefunden hatte, und dass Fairness Teil unserer Gesetze und Kultur ist. Es kostete mich viel Zeit und Mühe, den Verdacht abzulegen, verfolgt und verachtet zu werden.

Nun stolzierte ich herum als frisch gebackener Feldwebel mit den entsprechenden Streifen auf dem rechten Ärmel, wobei ich von Zeit zu Zeit verstohlen nachsah, ob sie noch da waren, und wie die anderen darauf reagierten. Es war schön, dass ich für all die Monate harter Arbeit und schwerer Verantwortung, teilweise unter Feindbeschuss, belohnt worden war. Die Armee war, und ist, wie ich glaube, noch immer einer der besten Aufnahmestellen in das Land, doch es war hier, dass ich mich auch zum ersten Mal richtig integriert fühlte.

Seit meiner Geburt, und obwohl ich aus einer wohlhabenden Familie stamme, hatte ich niemals den Luxus eines eigenen Zimmers genossen, außer vielleicht in meinem Zelt auf Zypern. Als Feldwebel genoss ich das Privileg, ein Zimmer ganz für mich allein zu haben. Das musste gefeiert werden, und ich wünschte, dass meine Eltern – besonders meine Mutter – mich in diesem schönen Zimmer, das ehemals einem britischen Offiziers gehört hatte, sehen konnten.

Dies war der erste Radartechnikerkurs; er begann offiziell im März 1949 und endete im Dezember 1949. Wir waren zehn Studenten, zum Teil aus der Artillerie, doch die Mehrheit waren Hochschulabsolventen ((high school graduates)). Von den Teilnehmern will ich nur ein paar erwähnen: Arie Kaplan, Shlomo Hatzav, Shlomo Hai, Zahavi, Unikovski und Ya'akov Ziv. (Professor Ya'akov Ziv wurde später international berühmt für seine wissenschaftlichen Erfolge in der Telekommunikation.) Ich hatte die Idee, Radartechniker zu werden, von meiner Cousine Rachel Schechter bekommen, die ich in Tel-Nof besucht hatte, als ich einen Auffrischungskurs in Flugabwehr-Artillerie besuchte. Sie war Bedienerin eines Radargerätes und erklärte mir die Grundlagen von Radar. Ich war von dieser Technik fasziniert und bat bei einer Unterhaltung mit meinem Bataillonskommandanten darum, nach dem Krieg, wenn möglich, auf so einen Kurs geschickt zu werden. Ich werde Rachel immer dankbar sein und auch meinem Bataillonskommandanten, da er meine Bitte nicht vergessen hatte. Ich lernte eine Menge durch seine Geste.

Unsere Lehrer waren unter anderem die Brüder Gategnio; Mr. Sam Levine (heute Professor an der NYU?), ein Freiwilliger aus der USA; und Ingenieur Acker. Die Schwadron war von einem Professor am Weizmann-Institut zusammengestellt worden, die während meines Aufenthaltes von Charlie Broide, einem südafrikanischen Wissenschaftler, kommandiert wurde.

Der Kurs fand auf Hebräisch und Englisch statt. Bücher und Unterrichtsmaterial waren englisch. Das Hauptbuch, viele Generationen lang die Bibel für Radaringenieure und -techniker, war die MIT-Ausgabe von „Principles of Radar” aus dem Zweiten Weltkrieg.

Es war schwer für mich, das Unterrichtsmaterial und die englische Sprache zu verstehen, aber ich war entschlossen, alle Hürden zu meistern. Ich arbeitete verbissen und mit großer Motivation, wodurch ich viele meiner Bildungslücken schließen konnte.

Für mich bedeutete der Kurs intensive Arbeit, denn ich war darauf angewiesen, parallel zum Unterricht von jedem, der sich dazu bereit erklärte, Privatstunden in allen möglichen Fächern zu nehmen – Englisch, Physik, Mathematik usw… Ich verlor keine Zeit. Jede freie Minute war dem Lernen vorbehalten.

Die meisten der Studenten hatten ein normales Zuhause, sodass sie abends in die Stadt zurückkehrten. Meine Eltern lebten in einem Zimmer des Tcherniavski-Hotels in Herzlia – der Weg zu ihnen hätte all die Zeit in Anspruch genommen, die ich brauchte, um Nachhilfestunden zu nehmen, damit ich den Kurs zum qualifizierten Radartechniker erfolgreich abschließen konnte. Gegen Ende des Kurses beschloss ich, mich freiwillig zur regulären Armee zu melden.

Niemand wusste, was dies beinhaltete, doch es wurde eine Menge Werbung dafür gemacht; besonders Spezialisten wie Radartechniker waren sehr gefragt. Mich musste man nicht erst dazu überreden. Ich fand die Idee wunderbar und ging sofort zur regulären Armee und diente dort 32 Jahre lang.

Parallel zu unserem Kurs wurden mehrere Radarbedienerkurse abgehalten, deren Schülerinnen allesamt Frauen waren. Meine Freunde verbrachten viel Zeit mit Tändeleien, während ich mich in meine Bücher vergrub. Dies war jedoch nicht nur wegen meines Lerneifers. Ich war außerdem sehr schüchtern und unerfahren mit Mädchen in meinem Alter.

Nach dem Kursabschluss wurden wir als Techniker in die verschiedenen Radarstationen abkommandiert. Ich kam in die Radarstation von Giv'at Olga, die sich in einer ehemaligen britischen Polizeistation an der Mittelmeerküste befand.

Dies war das erste Mal, dass ich eine Ruhe- und Denkpause hatte. Die Besatzung der Radarstation war wie eine kleine Familie, bestehend aus dem Kommandanten, der nur gelegentlich für ein paar Stunden vorbei kam; zwei Radartechnikern – einer, der bereits Erfahrung hatte und ich; vier Radarbedienerinnen pro Schicht und einem Fahrer. Die Bedienerinnen gingen nach der Schicht nach Hause, während wir anderen in der Station blieben. Wir aßen gewöhnlich in Moshe Sinais Restaurant in Hadera, der nächst gelegenen Stadt. Der Fahrer war die wichtigste Person, denn er brachte die Mädchen nach Hause und uns in das Restaurant. Er war unser Hauptkontakt mit dem Rest der Welt und außerdem sehr beliebt bei den Mädchen.

Auf der Station gab es ein riesiges Radio mit exzellentem Klang. Ich hörte gern Musik, besonders Vibrafonmusik, die mir neu war. Die Melodien der späten 1940er Jahre waren melodiös und romantisch, und ich konnte mich damit identifizieren.

Eine der Bedienerinnen, Batya Abitboul, die ich in der Schwadron kennen gelernt hatte, wo sie einen Bedienerinnenkurs absolvierte, war auch in Giv'at Olga stationiert. Sie war die einige, die mich eines Blickes würdigte; vielleicht aus Neugier, weil ich der einzige Neueinwanderer und dazu ein Überlebender des Holocaust war. Sie war sehr nett zu mir und wir blieben viele Jahre lang Freunde. Ich war gern mit ihr und ihrer Familie zusammen, die zur sephardischen Elite von Haifa gehörte. Damals verstand ich noch nicht, dass ein Emigrant aus Rumänien, noch dazu ein Überlebender des Holocaust ohne Beruf oder finanziellen Status, nicht der geeignete Partner für eine Tochter aus so einer Familie ist.

(BU S. 148)
Der Technikerkurs und der Stab der Schwadron auf einem Besuch in Jerusalem. Ich bin der dritte von rechts.

(BU S. 149)
Auf dem Weg nach Jerusalem hatte unser Fahrzeug eine Panne, und ich musste meine Erfahrung unter Beweis stellen. Ich liege unter dem Fahrzeug und versuche mein Bestes.

(BU S. 150)
Mein Bruder David und ich auf der Promenade von Haifa.

(BU S. 151)
Die Feldwebel David und Schalom auf der Promenade.


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Der Artillerieoffizierskurs

Nach drei Monaten Quasi-Urlaub auf der Radarstation erhielt ich den Befehl, mich zu einem Vorstellungsgespräch im Artilleriehauptquartier in Sarafand vorzustellen.

Nachdem ich als Freiwilliger in die Armee aufgenommen war, war ich zur Luftwaffe versetzt worden. Der Befehl, im Hauptquartier der Artillerie vorzusprechen, kam daher überraschend. Ich hatte keine Ahnung, was das sollte, aber Befehl ist Befehl.

Im Hauptquartier wurde ich von meinem ehemaligen stellvertretenden Kommandanten der Ersten Panzerabwehrbataillon, Oberstleutnant Fundiler ((LtCol)) erwartet. Er lächelte sehr freundlich, sah mich an und umarmte mich und erzählte mir, dass er es war, der sich an meinen Wunsch, Radartechniker zu werden, erinnert hatte. Er erzählte mir, dass er meinen Werdegang mit Zufriedenheit verfolgt hatte, da er sich anfangs sehr für mich hatte einsetzen müssen, damit ich für so einen schwierigen Kurs überhaupt zugelassen wurde. Er hatte dies aufgrund meiner ausgezeichneten Leistungen während des Krieges getan. Ich war stolz, dies zu hören. Dann stellte er mich Oberst Meir Ilan, dem Kommandanten der Artillerie vor, der mich bat, zur Artillerie zurückzukehren und dort Offizier zu werden. Er teilte mir mit, dass die IDF ein Regiment von Flugabwehrwaffensystemen zusammenstellte, die alle computer- und radargesteuert waren. Das, so behauptete er, war der Hauptgrund, warum man mich auf diesen Kurs geschickt hatte. Offenbar hatte er sich jedoch darüber nicht mit Oberstleutnant Fundiler abgesprochen.

Es war meine erste Begegnung mit einem so hoch dekorierten Offizier, und es stand mir nicht zu, ihm zu widersprechen. Meine einzige Frage war, ob die Luftwaffe dieser Versetzung zustimmen würde. Er antwortete, das man bereits alles in die Wege geleitet hätte. Man gab mir ein Dokument, auf das ich meine Unterschrift setzen sollte, was ich widerstrebend tat. Ich hätte eigentlich darüber nachdenken wollen, es mit meinen Freunden besprechen, doch er drängte mich, es schnell zu tun, da ich bereits zu spät für die Aufnahmeprüfungen dran war.

Ich kehrte in die Station zurück, packte meine Siebensachen zusammen, verabschiedete mich von meinen Kollegen und eilte zurück zur Artillerieschule. Drei lange Tage lang wurden wir geprüft. Durch meinem Dienst an der Station war ich nicht mehr in bester körperlicher Verfassung, doch ich wurde trotzdem in den Trainingskurs für Offiziere aufgenommen.

Wir zählten 120 Offiziersanwärter und bildeten drei Gruppen von je vierzig Mann. Jede hatte einen Kommandeur; meiner war ein ehemaliger Artillerieoffizier der italienischen Armee. Die anderen waren Artillerieoffiziere, die ihre Ausbildung in der britischen Armee genossen hatten oder den Artillerieoffizierskurs im vorigen Jahr absolviert hatten.

Das Training und der Unterricht waren sehr anspruchsvoll, und die Disziplin sehr straff. Die Schule wollte aus uns israelische Artillerieoffiziere machen, die intelligent, höflich und sehr diszipliniert waren.

Der Kurs bestand aus drei Hauptabschnitten von je drei Monaten. Während, doch hauptsächlich gegen Ende jedes Abschnittes wurden viele Teilnehmer aufgrund schlechter Leistungen und mangelnder Disziplin ausgeschlossen. Am Ende des Kurses waren nur noch 54 von uns übrig. Bis zum letzten Tag war sich niemand sicher, ob er den Abschluss schaffen würde. Der Druck war konstant und durchgehend. Ich war einer der Glücklichen, die es überstanden haben.

Am 20. Dezember 1950 nahm Stabskommandant Generalleutnant Ygael Yadin unsere Parade ab und verlieh uns unsere Abschlussbeförderung.

Meine Eltern und die der anderen Absolventen nahmen an der Zeremonie teil. Meine Mutter war wie immer stolz und glücklich, doch sie weinte laute Tränen der Freude, die ihr in Sturzbächen über die Wangen liefen. Seit unserer Befreiung von den Nazis hatte es keine größere Freude in ihrem Leben gegeben. Sie vergoss ihre Tränen im Angedenken an diejenigen in unserer Familie, die nach Sibirien deportiert und dort in den Lagern an Hunger und Krankheit gestorben sind. Sie war stolz, doch auch kummervoll, wenn sie daran dachte, wie viele Male wir beinahe unser Leben verloren hatten. Sie war stolz und glücklich über ihr jüngstes Kind, das seinen Traum, Soldat der jüdischen Armee in Israel zu werden, erfüllen konnte.

Ihr jüngster Sohn war nun Artillerieoffizier der Armee, die die regelmäßigen Angriffe der arabischen Armee siegreich zurückschlug. Mein Vater war einfach stolz, ich konnte es sämtlichen 613 Teilen seines Körpers ansehen. Sie umarmten und küssten mich, weil wir nun glücklich waren und nicht mehr im Elend wie damals im Holocaust, aus wir uns schworen, „zu überleben und berichten.”

(BU S. 154)
Offiziersanwärter auf einem Wochenendurlaub per Bahn.
Ich bin der dritte von links.

(BU S. 155)
Der Offiziersanwärter auf Besuch bei den Freunden in der Radarstation von Mount Carmel. Ich stehe zwischen zwei Radarbedienerinnen.

(BU S. 156)
Der stolze und zufriedene Oberleutnant Schalom Fichman, Sohn von Chaya und Nachman.

(BU S. 157)
Ammon Rubinstein und ich beim Versteigern einer Torte, um die Kosten der Abschlussfeier zu decken.


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Anhänge

(i) Das Buch, das Sie in Händen halten, ist die Übersetzung des ersten Teils eines Buches, von denen nur 100 Exemplare auf Hebräisch erschienen sind. Teil Zwei und Drei wurden nicht auf Englisch übersetzt. In ihnen werden meine gesamte, 32 umspannende Militärlaufbahn sowie meine 15 Jahre außerhalb des Militärs beschrieben, darunter meine 10 Jahre bei Tadiran, der größten Elektronikfirma ((im Original steht jedoch „industry”)) Israels, wo ich das größte je in Israel unternommene Telekommunikationsprojekt leitete. Dann setzte ich mich als ((Corporate VP)) zur Ruhe. Im Ruhestand begann ich eine neue Position als Berater, die ich noch heute ausübe.


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Chronologische Abfolge (i)




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Chernowitz (ii)

(Rumänisch Cernauti), Stadt in der südwestlichen Ukraine, die Hauptstadt von Chernivtsi Oblast', einem Eisenbahnknotenpunkt an der Prut bei Rumänien. Die an den Ausläufern der Karpaten gelegene Stadt, auch Chernovtsy genannt, ist ein Industriezentrum, in dem besonders Chemikalien, Textilien, Fertignahrung und Maschinen produziert werden. Sitz einer Universität sowie einer Medizinischen Fakultät ((Ärzteschule?)). Die im frühen 15. Jahrhundert gegründete Stadt wurde 1775 von Österreich besetzt und ging 1918 an Rumänien. Es war seinerzeit die Hauptstadt der rumänischen Provinz Bukowina. Bevölkerungsdichte (Schätzung von 1989) 257.000. (Quelle: Encarta 94)


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Bessarabien (iii)

Historische Gegend am Westufer des Schwarzen Meeres, zwischen Prut und Dnjestr; der Großteil gehört heute zu Moldawien. Der Name leitet sich von den Bassaraben her, einer rumänischen Dynastie, die vom 14. bis zum 17. Jahrhundert die benachbarte Walachei regierte. Im späten Mittelalter gehörte Bessarabien zum Fürstentum Moldawien, danach war es unter der Kontrolle der osmanischen Türken, doch im 18. Jahrhundert setzte sich der russische Einfluss durch. 1812 wurde Bessarabien dem russischen Reich einverleibt. Als 1881 das Königreich Rumänien gegründet wurde, erhob es ebenfalls Anspruch auf das Gebiet, da dies über einen großen rumänischsprachigen Bevölkerungsanteil verfügte. Nach dem Zusammenbruch des russischen Reiches wurde Bessarabien 1918 von Rumänien annektiert. Durch das Molotov-Ribbentrop-Abkommen 1940 ging Bessarabien wieder an die UdSSR, wurde jedoch schon 1941 von den mit den Deutschen verbündeten Rumänen zurückerobert. 1944 befreite die Sowjetarmee Bessarabien, das nun als Teil der Ukraine wieder zur UdSSR gehörte. Nach der Auflösung der UdSSR entstand die unabhängige Republik Moldawien auf dem Gebiet Bessarabiens.

Das folgende ist ein Auszug aus Microsoft Bookshelf (1996-7 Edition)
1918 annektierte Rumänien ganz Bessarabien, das Russland 1812 durch den Vertrag von Bukarest der Türkei abgekauft hatte. 1924 gründete die Sowjetunion die Autonome Sozialistische Sowjetrepublik Moldawien am Ostufer des Dnjestr. Diese wurde 1940 durch die rumänischsprachigen Gebieten Bessarabiens zur Moldawischen Sozialistischen Sowjetrepublik erweitert.

Während des Zweiten Weltkrieges besetzte das mit Deutschland verbündete Rumänien das Gebiet. Es wurde 1944 wieder von der UdSSR zurück erobert. Moldova erklärte am 27. August 1991 seine Unabhängigkeit. Es wurde zum unabhängigen Staat, als die Sowjetunion sich am 26. Dezember 1991 auflöste. Daraufhin entbrannten Kämpfe zwischen Moldovanischen Sicherheitskräften und slawischen Separatisten – ethnischen Russen und ethnischen Ukrainern – im März 1992. Die Slawen befürchteten, dass die Moldovaner, die von Sprache und Kultur her rumänisch sind, sich mit dem benachbarten Rumänien zusammenschließen würden. In einer am 6. März 1994 abgehaltenen Volksabstimmung hingegen sprach man sich für Unabhängigkeit ohne Anschluss an Rumänien aus.

((die letzten drei Abschnitte sind offenbar eine Abschrift der Quelle und von zweifelhaften Belang …))


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Bukowina (iv)

Ehemalige Provinz Rumäniens, an Bessarabien grenzend, an den östlichen Karpatenausläufern. Als Teil des Fürstentums Moldawien wurde Bukowina bis 1769 von den Ottomanen regiert und dann von Russland besetzt. 1775 wurde es von Österreich erobert, war bis 1849 Teil Galiziens, dann unabhängige Kronprovinz. Durch die Auflösung Österreich-Ungarns nach dem Ersten Weltkrieg wurde Bukowina unabhängig und schloss sich Rumänien als Provinz an. Im Zweiten Weltkrieg gingen Bukowina und Bessarabien nach einem sowjetischen Ultimatum an die Sowjetunion über (1940), doch wurde 1941-1944 von deutschen und rumänischen Streitkräften besetzt. Durch ein im September 1944 unterzeichnetes Waffenstillstandsabkommen wurden das nördliche Bukowina sowie Bessarabien Teil der Sowjetunion, und das südliche Bukowina blieb rumänisch. (Quelle: Encarta 1994)


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Landkarten (v)

(Quelle: Maps N Facts (Broderbund)


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Ansicht vom „Goldener Barg” (vi)

Der „Goldener Barg” (Aus: „The Lipcaner Community”)
Dieses Foto stammt aus den späten 1920er Jahren.
Ich erinnere es anders, mit hölzernen Bürgersteigen und mit Rinnsteinen beiderseits der Hauptstraße.

Quelle: Maps N Facts (Broderbund)


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Antisemitismus (vii)

Vorurteile gegen Juden. Vor dem 19. Jahrhundert war Antisemitismus vorwiegend religiös begründet, gemäß dem Glauben, dass die Juden für die Kreuzigung Christi verantwortlich waren. Er kam im Spätmittelalter durch gelegentliche Verfolgungen und Vertreibungen (z. B. die Vertreibung der Juden aus Spanien 1492) sowie wirtschaftliche (z. B. die Beschränkung der Juden auf für Christen unpopuläre oder verbotene Berufe) oder persönliche Einschränkungen (s. Ghetto) zum Ausdruck kamen. Nach der Emanzipation der Juden durch die Aufklärung machte im 19. Jahrhundert der religiöse und wirtschaftliche Antisemitismus allmählich dem Rassenhass Platz, die sich aus dem Konzept der Juden als separate Rasse entwickelte. Die kulturelle Isolation der orthodoxen Juden, sich entwickelnder Nationalismus, pseudowissenschaftliche Theorien von der Überlegenheit der arischen Rasse sowie der unberechtigte Vorwurf der jüdischen Vorherrschaft stachelten den Antisemitismus an (s. Pogrom.) Diese Ideen, die Bestandteil des Nationalsozialismus Adolf Hitlers waren, trugen zu der Vernichtung von 6 Millionen Juden im Holocaust des Zweiten Weltkriegs bei. Seit 1980 versuchen antisemitische Nationalisten in Russland, Deutschland und anderen europäischen Ländern wieder an Einfluss zu gewinnen. In den USA behauptet sich der Antisemitismus in einigen Flügelgruppen der extremen Rechten sowie in der Praxis, Juden von bestimmten Clubs, Schulen und Wohngebieten auszuschließen. (Quelle: Encarta 1994)


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Updated 23 Jul 2005 by OR